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Unser Projekt

Unser Projekt

Neben den Aufräumarbeiten, die unseren Planeten von den Spuren der alten, dreckigen Welt befreien sollen, geht es nun auch an die Hausplanung.

Tja, wie haben wir uns doch darauf gefreut! Nur leider hat mir keiner gesagt, wie schwierig es sein kann, sich zu entscheiden, wenn man die freie Auswahl hat. Schließlich ist es jetzt nicht mehr eine Sache des Geldes, welche Baumaterialien man wählt oder wie groß das Grundstück wird. Träume werden wahr und dennoch bleibt die Qual der Wahl. Auch möchte man nicht gierig erscheinen und versucht bescheiden zu bleiben.
Ich wünschte, ich hätte mir bereits vor Jahren im alten System schon eine Zeichnung erstellt und mit der Planung für unser Haus begonnen. Tatsächlich fühle ich mich gerade ein wenig überfordert. Meine Vorstellungen reichen von einem schlichten weißen Holzhaus mit umliegender Terrasse bis zu einem imposanten Südstaatenhaus mit weißen Säulen und edlem Treppenaufgang im Eingangsbereich. Außerdem wünsche ich mir ein Kunstzimmer fürs Malen, Töpfern, Tischlern und die Bildhauerei. Desweiteren darf ein kleiner Ballsaal für Partys und edle Empfänge á la Sissi nicht fehlen. Vielleicht kommt sie sogar mal zu Besuch, als Ehrengast sozusagen.  

Das alles wäre schön und gut, wenn ich mich nicht noch mit den konträr verlaufenden Vorstellungen meines Mannes auseinandersetzen müsste. Beim Thema Wohnort waren wir uns allerdings schnell einig. Die Südsee war schon immer unser Traumziel, trotzdem musste ich etwas zittern. Schließlich tendierte Ruppert auch zum eiskalten Bergsee… Doch das war dann zum Glück auch ohne meine Überredungskunst seine zweite Wahl. Vielleicht muss ich also in 100 Jahren in den Bergen wohnen... mal sehen...

Bei der umlaufenden Terrasse, dem japanischen Garten mit Kirschblüten, einer kleinen Brücke über einem Fluss oder Teich und vielen Magnolienbäumen sind wir ebenfalls einer Meinung. Mein werter Ehemann wünscht sich allerdings ein modernes Haus mit technischem Schnickschnack, vielen offenen Fensterfronten für ein fantastisches Panorama und andere geradlinige Designs, die mit verschnörkelten gusseisernen Toren und anderem Rokoko-Schick nichts zu tun haben. Was blieb uns also übrig? Na, wie es in jeder guten Ehe bei Uneinigkeiten gehandhabt wird: entweder lässt der perfekte Gentleman seiner Frau den Vortritt oder es wird ausgeknobelt mit Schnick Schnack Schnuck!

Wir starteten mit Stein, Schere, Papier bis ich 4:5 verloren habe… Ich grummelte eine Zeitlang bis mein Liebster mit einem Vertrag um die Ecke kam: ich kriege den Zuschlag für das erste Haus und meine Ideen und er darf nach 50 Jahren unser nächstes Haus planen. Was soll ich sagen… Mein Ehemann ist der beste weltweit. Anders kann es gar nicht sein! Natürlich werde ich die nächsten Tage besonders kleine Brötchen backen und ihn liebevoll betüddeln. Er hat es verdient!

 

Einige Monate später:

Wie erfüllend so ein Hausbau sein kann!
Zu sehen, wie etwas entsteht, dass man mit den eigenen Händen erbaut (bzw mit den Händen vieler, denn wir helfen uns alle gegenseitig), ist unbeschreiblich. Kein noch so prestigeträchtiger Bürojob kann da mithalten. Man sieht ein fertiges Ergebnis und das macht glücklich!
Auch die Gartenarbeit, die ja nie so mein Fall war, ist ein Geschenk des Himmels. Alle, die wie ich ebenso keinen grünen Daumen hatten, sind begeistert, die Natur Jehovas zu gestalten. Er hat uns so erschaffen und wir erkennen erst jetzt, wie zufrieden diese Arbeit macht.

Ich möchte betonen, dass unser Haus nun doch ein Stilmix geworden ist. Wir haben riesige Fenster mit dem Ausblick aufs türkise Meer. Die Front entspricht einem weißen 2-stöckigen Südstaatenhaus mit 4 weißen Säulen aus Marmor und meerschaumgrünen Fensterläden, die einen schönen Kontrast bilden. Wenn man vom Festland unser Grundstück betritt, geht man durch ein kunstvoll verziertes Tor in einem dunkleren Grünton, der sich harmonisch in die wilde Natur einfügt.  Danach ist der Weg abwechselnd von Kirschblüten in weiß und rosa gesäumt und hat man den Garten erreicht, leuchten einem die Farben der Magnolienbäume, Hibiscus – und Frangipaniblüten entgegen.
Für die Abkühlung an besonders heißen Tagen haben wir einen Pool mit smaragdfarbenen Fliesen angelegt. Daneben entsteht gerade eine Outdoorküche. So gibt es auch keine Beschwerden mehr, weil die Bratausdünstungen eben nicht mehr die Wohnung verpesten. Die Feuerstelle mit einer gemütlichen Sitzecke hat Ruppert selbst gestaltet und sie gefällt mir richtig gut.

Ich pflanze gerade ein paar Blumenzwiebeln ein, während mein Mann noch an einer Überraschung in unserem Atelier arbeitet. Dabei überlege ich angestrengt, wen wir alles zu unserer Einweihungsfeier einladen. Plötzlich reißt mich ein Geräusch aus meinen Träumen. Es klickt und quietscht so merkwürdig, also gehe ich der Sache auf den Grund. Also Rupperts Handwerkergeräusche sind es schon mal nicht. Ich gehe weiter zum Strand und höre etwas plätschern. Ich sehe eine Flosse und jetzt die lange Nase. Es ist ein Delphin, der im Meer spielt und pfeift und damit auf sich aufmerksam machen will.

Cool, ich liebe Delphine. Ich hatte damals das große Glück einmal mit Delphinen zu schwimmen und zu spielen. Das war eine der schönsten Erfahrungen meines ganzen Lebens; damals in der alten Welt. Schwups entledige ich mich meines Kleidchens und hüpfe ins Wasser. Der Delphin kommt auf mich zu und ich kann sie sogar streicheln! Ich denke es ist eine Sie, obwohl ich natürlich keine Ahnung habe. „Ich nenne dich Emma!“, erkläre ich ihr und hoffe, sie wird meine Freundin. Damals war ich nicht so der Tierfreund, aber einen Delphin kann ich mir da doch vorstellen! Ist auch kein 0815 wie ein Hund!
Emma und ich schwimmen und tauchen um die Wette und einmal hat sie mich sogar gezogen. Plötzlich stupst mich etwas unter Wasser an und ich rechne mit einem weiteren Delphin. Ich tauche mit dem Gesicht unter und mein Herz bleibt stehen. Es ist kein Delphin, sondern ein Hai; ein Hammerhai mit einer ungefähren Länge von 5m um genau zu sein. Er kreist um mich herum und versucht an meinen Zehen zu knabbern. Mein erster Instinkt ist die Flucht, doch dann denke ich daran, wo ich eigentlich bin. Ich schaue auf Emma, die immer noch an meiner Seite ist und auch sie ist tiefenentspannt.

Langsam beruhigt sich mein Atem und ich tauche wieder unter Wasser. Ich finde ja immer noch, dass Hammerhaie etwas komisch aussehen, also betrachte ich ihn genauer. Zu gern möchte ich verstehen, was sich Jehova und Jesus bei der merkwürdigen Form der Schnauze (wie nennt man das eigentlich???) gedacht haben. Ein erster Streichelversuch und so langsam erkenne ich auch hier die Schönheit dieses Tieres. Irgendwann scheint er jedoch von mir gelangweilt zu sein. Er wendet und verschwindet wieder in der Weite des Pazifiks.
Danach laufe ich aus dem Wasser und möchte Ruppert Emma vorstellen. Nach meinen eindringlichen Rufen kommt er angelaufen, doch da ist Emma schon weg. Egal, ist vielleicht auch ganz cool, wenn Emma nur meine Freundin ist, denke ich mir und habe dabei nur ein kleines schlechtes Gewissen. „Du wirst auch noch deinen ganz besonderen Tierfreund finden“, rede ich ihm gut zu und er nimmt mich in den Arm und freut sich für mich!

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